Die Vielfalt moderner Brillengläser
„Wer beide Augen zudrückt, kann kaum den rechten Durchblick haben“. Dieses Sprichwort eines unbekannten Autors bringt es auf den Punkt, ohne korrektes Sehen sind wir eines wichtigen Sinnes beraubt. Die visuelle Wahrnehmung, wie das Sehen synonym bezeichnet wird, ist aus unserer Wahrnehmung heraus betrachtet deswegen so interessant, da wir das Sonnenlicht als Quelle einkommender Farbreize benötigen.
Das sollten Sie unbedingt über Brillengläser wissen:
- Die Brille ist ein optisches Hilfsmittel zur Korrektur von Augenstellungsfehlern mit einer langen Historie über 1000 Jahre.
- Der Brechungsindex des Brillenglases ist der alles entscheidende Faktor und enscheidet wie dick die Gläser werden
- Moderne Brillengläser sind mehr als nur ein Modeaccessoire und bieten High-Tech Beschichtungen an.
Die Brille in der Historie, ein optisches Hilfsmittel gegen Fehlsichtigkeit!
Neben seiner ursprünglichen Funktion, die Korrektur optischer Fehlstellungen des Auges, gewinnt die Brille als modisches Accessoire sowie zum Schutz vor äußeren Einwirkungen oder Überreizung immer mehr an Bedeutung. Dabei reicht die Geschichte der Brille und deren Erfindung weit in der menschlichen Historie zurück.
Geschichte der Brille!
Ausgehend von dem altmittelhochdeutschen Begriff berille, namensgebend für das Mineral Beryll, welches als Ausdruck im Altertum für nahezu jedes Kristall verwendet wurde, beginnt die Reise der Brille erst viel später und wird auf das 13. Jahrhundert datiert. Neben den von Richard Bacon verfassten Vorarbeiten im Werk Opus maius 1267, in dem er wichtige Erkenntnisse zum physikalischen Verständnis der Optik zusammentrug, werden ebenfalls der Arzt Petrus Hispanus und der Dominikaner Giordano da Rivalto als Erfinder der Brille in Betracht gezogen.
Tatsächlich wurden die Brechungsgesetze von Kristallen in Form ungeschliffener Linsen bereits 212 v. Chr. vom Universalgelehrten Archimedes untersucht und niedergeschrieben. Erst vierzehn Jahrhunderte später, etwa um 1300 wurden Brillen in Europa zunehmend populär und als konvex geschliffene Linsen für alterssichtige Personen. Insofern ähnelten diese Gläser den Lesesteinen und Glaskugelelementen, die bereits mehr als eintausend Jahre zuvor benutzt wurden.
Ametropie – die Fehlstellung der Augen!
Die Ametropie beziehungsweise die Fehlstellung des Auges, dessen optische Korrektur durch eine Brille erfolgen kann, ist Resultat innerer Physiologie. Das Auge als Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen ist ein optisches Linsensystem, welches sich aus der Augenhornhaut (Cornea), der Epidermis, der Linse sowie der Linsenkapsel und dahinter angeordneten Fotorezeptoren zusammensetzt.
Der dioptrische Apparat des Auges funktioniert wie eine Kamera und erzeugt nach dem Lichteinfall durch die Linse, ein seitenverkehrtes Bild auf den Fotorezeptoren. Der Linse obliegt dabei die Aufgabe der Akkommodation, das heißt der dynamischen Anpassung des Brechungsindexes des Auges. Dafür ist das Material der circa vier Millimeter großen Linse auf beiden Seiten gewölbt, elastisch sowie mit Muskeln verbunden, die die Sehschärfe des Auges im Fern- und Nahbereich durch die Dicke und Wölbung des Linsenkörpers an die Umgebung anpassen.
Zur Fehlsichtigkeit, der sogenannten Ametropie kommt es, wenn die normabweichenden Sehleistungen des Auges entweder das Farbsehen, das Dämmerungssehen oder die Akkommodation und damit die Sehschärfe beeinträchtigen. Des Weiteren kann das Sehsystem durch die Augenmotorik oder Schädigungen am Sehnerv, den Fotorezeptoren oder den visuellen Cortex geschädigt sein.
Brillenglas – die wichtigste Komponente einer Brille
Die allgemeine Bezeichnung Brillenglas ist heutzutage irreführend, da in der Augenoptik kaum noch mineralisches Glas zur Herstellung verwendet wird. In Anbetracht der physikalischen Eigenschaften des Materials reduzierte sich somit der Gebrauch von Glas in der Brillenfassung um nahezu neunzig Prozent. Glas als optische Korrektur wurde weitestgehend durch Kunststoff ersetzt.
Unterscheidung Kunststoff und Glas in der Brillenherstellung!
Das entscheidende Kriterium optischer Systeme ist der Brechungsindex. Als physikalische Größe beschreibt die Brechzahl die optische Dichte des Materials als konstante Eigenschaft der Wellenlänge des Lichtes in diesem Medium gegenüber der Wellenlänge von Licht im Vakuum. Eine Brechung des Lichtes findet dann statt, wenn ein Lichtstrahl an der Grenzfläche zweier unterschiedlicher Materialien aufgrund der Wellenlängenänderung gebrochen wird. Als Faustformel gilt: Je dichter das Material, desto höher ist sein Brechungsindex. Luft als Beispiel hat einen Brechungsindex von 1 gegenüber dem dichteren Wasser, welches einen Brechungsindex von 1.33 hat.
Neben der molekularen Zusammensetzung des Stoffes ist somit die Dichte das alles entscheidende Kriterium und der Grund, warum Kunststoffe dem Glas in der Brillenherstellung den vordersten Rang abgelaufen haben. Dies äußert sich folgendermaßen:
- Kunststoff hat eine geringere Dichte als Glas und ist bei gleichem Volumen somit entsprechend leichter.
- Glas ist zwar härter als Kunststoff, dafür jedoch spröde und leicht brechbar. Kunststoff ist elastischer.
- Der Brechungsindex von Glas liegt zwischen 1.5 und 1.9, der von Kunststoff hingegen zwischen 1.5 und 1.75, was die Stärke der Gläser beeinflusst.
CR-39, das moderne Kunststoff-Brillenglas
Moderne Kunststoffgläser werden heutzutage aus CR-39 gefertigt, einem Polymer namens Polyallyldiglycolcarbonat. Im Vergleich zu Glasoptiken wird das Brillenglas um ein vielfaches leichter, jedoch auch dicker aufgrund des niedrigeren Brechungsindexes. Darüber hinaus ist der Kunststoff jedoch kratz- und stoßfest und bruchsicher gegenüber Glas.
Demgegenüber ist der hochbrechende Kunststoff Polycarbonat aufgrund seiner Leichte gerade für Kinder und Sportler geeignet, dessen Nachteil jedoch darin besteht sehr kratzempfindlich an der Oberfläche zu sein.
Aufbau einer optischen Linse
Der alles entscheidende physiologische Beitrag zur Abbildung einer Außenwelt und deren innerer Repräsentation geschieht an der Luft/Hornhaut Grenzfläche. Hier wird ein optisches Bild auf Grundlage des Strahlenganges von Licht in Bezug zur optischen Achse an der Grenzfläche gebrochen und im Bildpunkt hinter der Linse gesammelt. Abgesehen vom menschlichen Sehsystem klassifiziert die Optik eine Linse aufgrund des Krümmungsradius seiner Oberfläche sowie der Krümmung seiner Fläche. Optische Flächen sind demnach entweder konvex nach außen gebogen oder konkav nach innen. Trifft Licht auf eine konvexe Oberfläche, wird sein Strahlengang hinter der Linse gesammelt. Dieses Prinzip einer Sammellinse gleicht der Hornhautoberfläche und wird von der konkaven Oberfläche einer Streuungslinse unterschieden, deren Licht hinter der Linse streut. Es werden somit unterschieden:
Sammellinsen
- Plan-konvex-Linse
- Konkav-konvex-Linse
- Bikonvex-Linse
Zerstreuungslinsen
- Plan-konkav-Linse
- Konvex-konkav-Linse
- Bikonkav-Linse
Die Vermeidung von Abbildungsfehlern!
Die Aberration, eine verzerrte beziehungsweise unscharfe Bildwiedergabe ist der Nachteil geometrischer Optiken, den es zu vermeiden gilt. Ein Abbildungsfehler tritt auf, wenn nicht alle an der Linsengrenzfläche gebrochenen Strahlen sich hinter der Linse als Strahlenbündel in einem Punkt treffen. Die sphärische Aberration, der Astigmatismus sowie das Koma werden zu den Abbildungsfehlern eines optischen Systems gezählt. Als Beispiel liefert die sphärische Aberration ein unscharfes und weichgezeichnetes Bild mit scharfen, aber kontrastarmen Details. Technisch betrachtet lassen sich die sphärischen Aberrationen an einer brechenden oder reflektierenden Fläche zwar minimieren, jedoch nie gänzlich ausschließen.
Brillengläser – High-Tech für die Augen
Moderne Brillengläser von heute sind technische Meisterleistungen, die sich durch Beschichtungen und Veredelungen kundenkonform anpassen lassen. So wird das Gewicht des Brillenglases durch das Material beeinflusst, dessen Eigenschaften je nach Gebrauch zusätzlich erweitert werden können.
Entspiegelung von Brillengläsern – ein Maß für dessen Qualität!
Die Augenirritation einer spiegelnden Brillenglasfläche ist nicht nur unangenehm für den Brillenträger, sondern sorgt zusätzlich für Überbelichtungen, da auftreffendes Licht auf der Rückfläche der Brille ebenso reflektiert wird. Der Vorteil entspiegelnder Flächen ist somit nicht nur einen farbgetreuen und natürlichen Farbeindruck zu hinterlassen, sondern das Auge vor direktem Sonneneinfall zu schützen. Schmerzhafte Entzündungen sind die Folge, wenn harte ungefilterte UV-Strahlung auf die Hornhaut oder Netzhaut trifft. Die Vorteile entspiegelnder Brillengläser sind:
- Natürlicher farbgetreuer Seheindruck
- UV Schutz
- Ungehinderter Blickkontakt
Brillengläser können sowohl innen als auch an der Außenfläche durch hauchdünne Schichten Magensiumfluorids entspiegelt werden. Die schichtenweise Anordnung nennen sich Entspiegelungsstufen und geben den Grad der Entspiegelung an. Eine Innenentspiegelung empfiehlt sich insbesondere für Autofahrer nachts, welche durch den nachfolgenden Verkehr sich regelmäßig geblendet fühlen. Des Weiteren ist eine Entspieglung für Bildschirmarbeiten am Computer geeignet.
Verspiegelung von Brillengläsern
Im Gegensatz zur Entspiegelung dient die Verspiegelung ausschließlich ästhetischen Gesichtspunkten, in dem durch eine Dampfbeschichtung mit Gold oder Silber schimmerartige Effekte oder Totalreflexionen werbewirksam nach außen getragen werden.
Polarisierte Brillengläser Ratgeber
Das Ziel polarisierender Brillengläser ist, sowohl schräge Lichtstrahlen einer tiefer stehenden Sonne als auch spiegelnder Flächen, wie Wasser oder Schnee auszublenden, die nunmehr intensiver strahlen. Der Grund ist die Reflexion der Lichtstrahlen auf der Fläche und deren Brechung in einer Schwingungsebene. Polarisierte Gläser neutralisieren diese Strahlen, indem sie wie ein Filter wirken. Vor allem bieten sich diese Gläser für Sportler an, die sich überwiegend im Freien bewegen.
Vorteile selbsttönender Brillengläser
Selbsttönende oder fototrope Brillengläser ändern ihre Lichtdurchlässigkeit aufgrund eines Farbtonwechsels des Glases. Ähnlich einem Graufilter wirbt die Farbintensität molekularer Bestandteile durch einfallendes Sonnenlicht intensiviert und der Farbton des Glases dunkler. Dies hat den gleichen Vorteil, wie den der Irisblende, dessen Öffnungsdurchmesser sich den Außenverhältnissen anpasst.
Blaulichtfilter-Brille – Was ist Digital-Relax?
Ein Blaulichtfilter ist, wie der Name schon sagt, ein Filter für Licht mit blauer Wellenlänge. Künstlich erzeugtes Licht vom Smartphone bis zum Computer sind die Quelle dieser Lichtwellenlänge, welche zur Überbeanspruchung des Auges führt. Experten sprechen hier vom sogenannten „Office-Eye-Syndrom“, dessen Symptome sowohl trockene und gerötete Augen sind, als auch Ermüdung, Kopfschmerzen und Lichtempfindlichkeit. Die Blaufilter-Brille ist demnach eine Brillenglasveredelung, welche den Brillenträger vor dem sogenannten hochenergetischen High Energy Visible Light, kurz HEV-Licht schützt.
Lotus-Effekt – Der Klassiker vom Optiker
Neben den zuvor genannten Qualitätsverbesserungen können Brillengläser mit Beschichtungen gegen Wasser, Schmutz oder Kratzer geschützt werden. Schmutzabweisende Beschichtungen arbeiten mit dem sogenannten „Lotus-Effekt“ und lassen sowohl Wasser als auch Staub von der Oberfläche abperlen. Im Gegensatz dazu wird ein Großteil der Kunststoffgläser heutzutage durch eine ultraharte Klarschicht optimiert, die das darunterliegende Material wirksam schützt.
Brillengläser Kosten – Ratgeber
Laut dem Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen beträgt die durchschnittliche Ausgabebereitschaft für die Anschaffung einer Brille 344,00 Euro. Dieser Wert deckt in etwa die Kosten einer Brille mit Einstärkengläsern ab, die ohne weitere Extras an den Endverbraucher abgegeben wird.
Beim Brillenverkauf werden die Gesamtkosten der Brille statistisch zu je einem Drittel den Brillengläsern, dem Brillengestell und dem Verkaufsprozess zugewiesen.
Die einfachsten und günstigsten Brillengläser, die Einstärkengläser, kosten laut dem Verband der Augenoptiker rund 30 Euro das Stück. Neben Qualitätskriterien wie der Herstellungsfirma (z.B. Zeiss) kann die Veredelung des Brillenglases den Preis erheblich steigern. Statistisch ist der Anteil mineralischer Gläser 2017 auf einen Marktanteil von 4,9 % gesunken und der von Kunststoffgläsern entsprechend auf 95,1 % gestiegen. Des Weiteren beläuft sich der Marktanteil von Einstärkengläsern auf 60,5 % gegenüber dem von Mehrstärkengläsern von 39,5 %.
Aufwendig hergestellte Gleitsichtgläser kosten circa 120 Euro pro Stück, was durch Veredelung schnell die 500 Euro Marke erreichen kann. Im Mittel ist davon auszugehen, dass ein einfaches Einstärkeglas durchschnittlich 50 Euro kostet und ein Gleitsichtglas 250 Euro.