Jahrelang dieselbe Brille zu tragen, ist nicht immer eine kluge Wahl. Oftmals bemerken sparsame Brillenträger zu spät, dass sich die Sehstärke verändert hat. Zu bedenken ist auch, dass viele Menschen sich keine neue Brille mehr leisten können. Sie tragen ihre alten Brillen trotz unzureichender Sehstärke oft länger, als gut ist. Gut sehen zu können, ist aber essenziell. Daher sollte alle zwei Jahre ein Sehtest vorgenommen werden. Sollten Sie lieber zum Optiker gehen oder Augenarzt?
Die Regel lautet: Wenn Sie Probleme mit Ihrer Sehstärke in Ihrer Brille oder Kontaktlinsen haben. Wenn Sie unter Kopfschmerzen leiden oder verschwommen sehen, sollten Sie so schnell wie möglich einen Sehtest machen. Routinemäßig sollten Sie alle 2 Jahre einen Sehtest absolvieren.
Optiker vs. Augenarzt Sehtest
Wer macht den besseren Sehtest?
Wenn sich bei einem Brillenträger die Frage stellt, ob er lieber zum Augenarzt oder zum Optiker geht, um seine Sehstärke überprüfen zu lassen, bestehen viele Vorurteile gegenüber einer Sehprüfung beim Augenoptiker. Viele Menschen meinen, der Augenarzt sei der genauere von beiden. Das ist jedoch nicht unbedingt richtig. Schauen Sie sich nur einmal die Wartezimmer ihres Augenarztes an. Sitzen dort stets viele Wartende, bleibt vermutlich nicht viel Zeit für den Sehtest.
Die fachliche Kompetenz eines Augenoptikers ist ebenso hoch. Oft nimmt er sich mehr Zeit für seine Kunden, was besonders bei Gleitsichtbrillen wichtig ist. Sein Geschäft unterliegt nicht der Budgetierung, denen eine Augenarztpraxis unterliegt. Ein Augenoptiker sieht somit auch nicht die Notwendigkeit, so-und-so-viele Kunden je Stunde durchzuschleusen.
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Gute Beratung beim Augenoptiker dient der Kundenbindung. Generell sollten alle Brillenträger annehmen, dass der Augenoptiker die Sehstärke mindestens gleichwertig gut ausmisst. Laut unserer Erfahrung sind die Messungen beim Optiker genauer als beim Augenarzt.
Sehtest Ablauf
Beim Augenarzt wird die Sehstärke zunächst mit einem Phoropter untersucht. Dieses Gerät bestimmt einen Wert, der „subjektive Refraktion“ genannt wird. Ohne diesen Wert sind Brillengläser nicht korrekt genug anzupassen. Die ermittelten Phoropter-Werte (in Dioptrien) geben dem Augenarzt einen Anhaltspunkt für die Präzisionsmessung.
Die Messung mit dem Phoropter ist nur eine Indikation Ihrer Sehstärke. Nur mit einer richtigen Messung mit Messbrille kann Ihre Sehstärke exakt vermessen werden. Oft macht der Augenarzt aber nur eine Phoropter-Messung.
Dazu bekommt der Patient eine Messbrille aufgesetzt. In diese werden Gläser mit unterschiedlichen Stärken eingefügt. Der Patient muss auf eine an der Wand hängende Buchstaben- oder Zahlenreihe sehen. Er soll dem Augenarzt sagen, wann die Buchstaben schärfer oder unschärfer, größer oder kleiner sind. Das Feedback des Patienten ist wichtig, um die Brillengläser richtig zu bemessen. Im Idealfall erweist sich die angepasste Brille als ein wahrer Segen.
Auch mit einem sogenannten Tracer kann die Sehstärke einer neuen Brille definiert werden. Es handelt sich dabei um ein spezielles Abtastgerät, mit dem Glasrohlinge ausgemessen werden. Sie sollen schließlich später in die ausgesuchte Brille passen. Der Tracer kommt aus Zeitmangel beim Augenarzt eher selten zum Einsatz. Das kann sich in Bezug auf die Präzision der Brillengläser aber durchaus als nachteilig erweisen. In manchen Fällen kommt es deswegen zu einer nicht hundertprozentig genauen Messung.
Dieses Manko muss vom Brillenträger nicht unbedingt bemerkt werden. Vielleicht ermüden die Augen etwas schneller, oder er hat öfter mal Kopfschmerzen wegen angestrengter Augen.
Die leidige Kostenfrage beim Sehtest – eine gute Entscheidungsgrundlage?
Beim Augenarzt werden die Kosten für den Sehtest grundsätzlich von der Krankenkasse übernommen. Viele Augenoptiker-Ketten bieten den Sehtest ebenfalls ohne Kostenbeteiligung an. Es ist aber möglich, dass ein kleinerer Optiker jenseits der City einen geringen Beitrag dafür berechnet. Dieser ist es allemal wert, denn die kleinen Optiker ringen wegen der großen Billiganbieter um das Überleben. Sie nehmen sich daher sehr viel Zeit für ihre Kunden.
Die Kosten für einen normalen Sehtest können bei 10 bis 25 € liegen. Für eine Gleitsichtbrille liegen diese zwischen 10 und 50 €.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Befragung, die unter 209 Augenarztpraxen in mehreren Bundesländern durchgeführt wurde. Bei telefonischen Nachfragen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Berlin wurde ermittelt, dass fast die Hälfte der befragten Praxen den Sehtest als Extraleistung in Rechnung stellt. Manchmal wird nur der Sehtest selbst berechnet, in anderen Fällen nur die Herausgabe der Protokolle. In einigen Fällen wurde beides berechnet. Erklärt wurde das mit der Behauptung, die Krankenkassen übernähmen diese Sehtest Kosten nicht mehr.
Was macht der Augenarzt bezüglich Sehtest?
Das Verhalten dieser Arztpraxen ist umso interessanter, weil der obligatorische Sehtest tatsächlich – und auch weiterhin – eine Kassenleistung ist. Der Patient muss außerdem ein Sehstärkenprotokoll erhalten. Wenn dafür in einer Arztpraxis Kosten von durchschnittlich 12 € veranschlagt werden, besteht kein Unterschied mehr zu einem kleinen Augenoptiker.
Jeder Erwachsene hat demnach bei gesetzlichen Krankenkassen Anspruch auf eine regelmäßige Untersuchung der Sehstärke durch den Augenarzt – und das nicht nur bei Vorliegen von Diabetes, oder einer Augenerkrankung wie dem grauen Star.
Fazit: Sehtest jetzt beim Optiker oder Augenarzt erledigen lassen
Der Brillenkunde entscheidet sich vermutlich gewohnheitsmäßig oder situationsbedingt mal so, mal so. Keine der möglichen Entscheidungen ist als falsch zu bezeichnen. Wer ohnehin regelmäßig zum Augenarzt geht, kann seine neue Brille ohne Probleme in der Augenarztpraxis anpassen lassen. Der Augenarzt hat in der Regel viel Erfahrung. Er macht beim Ausmessen meist keine gravierenden Fehler.
Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur einen Phoropter-Test machen. Der Augenarzt sollte ebenfalls mit der Messbrille Ihre Sehstärke diagnostizieren.
Möglicherweise gehört die Augenarztpraxis aber zu jenen, die die Kosten mit falschen Prämissen als Extrakosten abrechnen, und vom Patienten bezahlen lassen. Ob der Sehtest dann auch noch bei der Krankenkasse in Rechnung gestellt wird, wäre zu überprüfen. Bei der Hälfte der Augenarztpraxen ist damit kein Unterschied zu kleineren Optikern gegeben, die die Kosten für den Sehtest berechnen müssen. Die andere Hälfte der Augenarztpraxen hält es wie die großen Optiker-Ketten: Sie berechnet für diese (Kassen)-Leistung nichts.
Optiker nimmt sich in der Regel mehr Zeit
Wer eine defekte oder an den Bügeln ausgeleiert wirkende Brille hat, sollte vor dem Kauf einer neuen Sehhilfe sicherheitshalber vom Augenarzt, oder vom Optiker ausgetestet werden, ob sich die Sehstärke geändert hat. Gleiches gilt für die Anschaffung einer Zweitbrille. Auch vor dem Kauf einer neuen Sonnenbrille mit eingeschliffenen Gläsern in der nötigen Sehstärke sollte ein Sehtest gemacht werden. Der Kauf einer neuen Brille kostet immerhin einiges. Es sollte daher sichergestellt werden, dass die ausgemessene Sehstärke mindestens einen zwei Jahre währenden Bestand hat.
An der Kostenfrage sollte ein Brillenkauf mit vorherigem Kontrollieren der Sehstärke jedenfalls nicht scheitern. Falls bei einem kleinen lokalen Augenoptiker oder in einer Augenarztpraxis geringe Kosten für einen Sehtest anfallen, sind diese als Gegenleistung für ausführliche Beratung, sorgfältiges Messen, kostenfreies Anpassen und eventuell anfallende kleine Reparaturen ohne Kostenbeteiligung angemessen. Gute Arbeit sollte so oder so angemessen entlohnt werden. Nur nicht doppelt!