Trockene Augen – die Volkskrankheit Nummer eins im Überblick!
Das Syndrom des trockenen Auges, welches unter der Internationalen Klassifikation ICD-10 der WHO, also der Weltgesundheitsorganisation, unter dem Namen Keratoconjunctivitis sicca (kurz KCS) geführt wird, ist zu einer Volkskrankheit geworden, an denen nahezu jeder 5. Patient, der hierzulande einen Augenarzt aufsucht, leidet. Dabei handelt es sich um eine Störung des Tränenfilms, einer Schutzschicht aus Tränenflüssigkeit, dessen unzureichende Produktion zu Symptomen wie rote Augen, Brennen in den Augen sowie einem Fremdkörpergefühl in den Augen führen kann.
Keratoconjunctivitis sicca – das Syndrom des trockenen Auges und seine Ursachen!
Das Auge ist ein Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Lichtreizen. Als ein geschlossener und selbstständig funktionierender Lichtdetektor ist es ein Teil des visuellen Systems und mit der Aufnahme von wellenabhängigen Seheindrücken betraut. Analog zu einer Fotokamera fängt das sogenannte Linsenauge des menschlichen Sehapparates Lichtinformationen über die sogenannte Pupille ein, welche somit mit der Kamerablende verglichen werden kann. Neben dem optischen Strahlengang, der das von außen einfallende Licht im Innenraum des Augapfels durch den Glaskörper, die Linse sowie die Augenkammern führt, kann dieser dioptrische Apparat die Lichtstrahlen letztendlich bündeln und der Sehbahn zuweisen. Diese neuronale Verschaltung verknüpft die Fotorezeptoren der Netzhaut, also die Lichtsensoren, mit der Nervenbahn des Sehnervs bis in die primäre Sehrinde, welche die Einzelinformationen des Lichtes (Form, Kontrast, Farbe) zu einem Gesamtbild und somit einem Seheindruck zusammenfügt.
Damit ein komplexes Organ wie das Auge funktioniert, wurde es im Rahmen der Evolution stets weiter optimiert und angepasst. Die Bezeichnung Wirbeltierauge analog für das Linsenauge ist insofern irreführend, da es sich bei den Ozellen der Gliederfüßer oder dem Auge der Würfelqualle ebenfalls um Linsenaugen handelt. Das Linsenauge der Wirbeltiere kann in drei anatomisch und funktionell unterscheidbare Systeme eingeteilt werden:
- Augapfel
- Anhangsorgane
- Sehbahn
Der Augapfel, eine kugelförmige Struktur mit einem flüssigkeitsgefüllten Hohlraum beherbergt sowohl den Glaskörper als auch die Linse und wird von drei konzentrischen Schichten umschlossen: der Lederhaut, der Aderhaut und der Netzhaut. Das Auge, welches eingebettet in einer Schicht aus Bindegewebe und Augenmuskeln im Schädelknochen sitzt, wird durch diese sogenannten Anhangsorgane nicht nur geschützt, sondern ebenfalls bewegt und feinjustiert. Der Tränenapparat der Landwirbeltiere, welcher ebenfalls dieser Anhangsarchitektur zugeordnet wird, besteht aus:
- Tränendrüse
- Tränenwege
- Tränenflüssigkeit
Die Funktion und Aufgabe des Tränenapparates ist es, dass Auge und insbesondere die vorderen Augenpartien zu reinigen sowie zu schützen. Wie funktioniert das?
Das sollten Sie unbedingt über das Syndrom: trockene Augen wissen!
- Keratoconjunctivitis sicca, das Krankheitsbild des trockenen Auges, ist eine Volkskrankheit, die alters- und umweltbedingt mittlerweile jeden 5. Patienten beim Facharzt betrifft!
- Die Tränenflüssigkeit erzeugt einen Schutzfilm auf der Hornhautoberfläche und versorgt diese zusätzlich mit Nährstoffen und Sauerstoff!
- Künstliche Tränenflüssigkeit ist eine der beliebtesten Therapiemöglichkeiten des trockenen Auges, wobei zur Ursachenbekämpfung auch äußere Einflüsse eingedämmt werden sollten!
Die Tränenflüssigkeit und ihr Einfluss auf die Augenanatomie!
Die Tränenflüssigkeit ist ein körpereigenes Flüssigkeitssekret, welches von der Tränendrüse im Anhang des Auges produziert wird. Neben verschiedenen Kohlenhydraten, wie dem Zucker Glukose, ist das oftmals salzig schmeckende Sekret mit ebenjenem, dem Natriumchlorid angereichert, wodurch es synonym des Öfteren im sprachlichen Gebrauch Verwendung findet. Verschiedene Enzyme und Antikörper, wie das aus verschiedenen Zuckern und Peptiden aufgebaute Lysozym sowie das Immunglobulin A bereichern die Flüssigkeit ebenfalls und bilden somit eine Brücke zum angeborenen Immunsystem. Der leicht basisch beziehungsweise alkalisch wirkende pH-Wert der Tränenflüssigkeit liegt bei 7,35, das heißt etwas oberhalb vom neutralen Wert des reinen Wassers.
Die Funktionsweise der Tränendrüse und deren Aufgabe!
Die Tränendrüse (Glandula lacrimalis), welche innerhalb der Augenhöhle etwas seitlich und oberhalb des Auges platziert ist, produziert den größten Teil der Tränenflüssigkeit. Neben Elektrolyten und den bereits erwähnten Eiweißverbindungen sowie Antikörpern wird ihr Sekret über Ausführungsgänge in den Bindehautsack geleitet und über den Lidschlag auf der vorderen Hornhaut verteilt. Die Hornhaut (Cornea), welche anatomisch in die Lederhaut eingebettet ist, schützt das Auge vor äußeren Einwirkungen und besitzt zudem aufgrund ihrer Wölbung lichtbrechende Eigenschaften. Sie ist somit Teil des optischen Systems. Die Hornhaut wird durch die Tränenflüssigkeit sowohl feucht als auch sauber gehalten und von dieser mit Nahrung versorgt. Die Ausführungsgänge der mandelgroßen Tränendrüse liegen im oberen Augenlid, circa sechs bis zwölf an der Zahl und werden mit jedem Lidschlag, also circa zehnmal in der Minute über der Hornhaut verteilt.
Der Tränenfilm – eine Flüssigkeit aus drei Schichten!
Der durch die Tränenflüssigkeit erzeugte Flüssigkeitsfilm, der Tränenfilm, liegt in Schichten angeordnet vor. Die äußere an die Umgebung angrenzende Schicht ist ein Fettfilm, welcher die Verdunstung der Tränenflüssigkeit weitestgehend minimieren soll. Die darauffolgende wässrige Schicht versorgt die Zellen der Hornhaut mit lebensnotwendigem Sauerstoff, Nährstoffen sowie Spurenelementen. Die Mucinschicht, als dritte Komponente des Tränenfilms, steht im direkten Kontakt mit der Augenoberfläche und sorgt für die Haftung der Tränenflüssigkeit.
Vor welchen Einflüssen schützt die Tränenflüssigkeit das Auge?
Im Verbund mit der Hornhaut sowie den Augenlidern schützt die Tränenflüssigkeit das Auge vor:
- Flüssigkeiten
- Gase
- organische Substanzen
- anorganische Substanzen
Zu den Flüssigkeiten, mit denen das Auge nahezu täglich konfrontiert wird, zählt sowohl das Regenwasser als auch das Badewasser oder Duschwasser. Neben Rauch können auch andere Gase dem Auge Schaden zufügen und müssen dementsprechend von diesem ferngehalten werden. Zu den organischen Substanzen, vor denen das Auge geschützt werden muss, gehören Viren, Bakterien und sonstige Kleinstlebewesen. Des Weiteren muss der Sehapparat stetig vor anorganischen Kleinstpartikeln, wie dem Staub geschützt werden.
Welche äußeren Einflüsse und Krankheitssymptome verursachen trockene Augen?
Die Ursachen für trockene Augen können vielfältiger Natur sein und sowohl durch anatomische beziehungsweise physiologische Beeinträchtigungen als auch durch eine Krankheit oder durch äußere Einflüsse verursacht werden. In den allermeisten Fällen kommt es dabei zum Aufreißen des zuvor genannten Flüssigkeitsfilms, wodurch die Augenoberfläche sowie die Hornhaut schutzlos dem äußeren Milieu ausgeliefert sind. Vor allem die immer älter werdende Gesellschaft sowie die Veränderung der Umweltbedingung üben negative Einflüsse auf die Statistik dieser Volkskrankheit aus.
Trockene Augen Ursachen
Neben dem Alter, welches das Risiko einer Benetzungsstörung erhöht, sind folgende äußere Einflüsse für dieses Krankheitsbild oftmals verantwortlich:
- Arbeiten am PC
- trockene Raumluft, Klimaanlagen, Abgase
- Ozon, Chemikalien
- Kontaktlinsen
- Wind und Wetter
Den Luftverschmutzungen, welche wir durch Autoabgase, den Industriebetrieben oder anderen Gewerbetreibenden tagtäglich ausgesetzt sind, beansprucht die Augen aufs Höchste. Damit verbunden steigt das Risiko an Augenerkrankungen zu erkranken vor allem für ältere Menschen, deren Physiologie mit zunehmendem Alter anfälliger wird. Die Überlastung des Auges mit trockener Raumluft sowie den Arbeiten am PC beanspruchen das Auge zusätzlich. Sowohl dem Wind als auch anderem Wetter ist das Auge zunehmend schutzlos ausgeliefert, was ebenso für intensives Sonnenlicht gilt.
Krankheitsbilder, welche zu trockenen Augen führen!
Hormonelle Schwankungen während der Menopause bei Frauen führen in den meisten Fällen zu dem Krankheitssymptom des trockenen Auges. In Verbindung mit der Antibabypille wird dieser Effekt nochmals verstärkt, sodass es im weiteren Verlauf zu einer Degeneration der Tränendrüse kommen kann. Verletzungen und Entzündungen des Auges beeinflussen ebenfalls die Flüssigkeitsbildung und unterschiedliche Medikamente, wie zum Beispiel Betablocker haben Einfluss auf die Qualität des Augensekrets. Darüber hinaus kann eine Beschädigung oder Erkrankung der Tränendrüse auch zu einer Überproduktion der Tränenflüssigkeit führen. Neben der Entzündung der Tränendrüse, der Dakryoadenitis, werden beim Heerfordt-Syndrom, einer chronischen Tränendrüsenentzündung sowie dem Sjögren-Syndrom, einer Autoimmunerkrankung, die sämtliche Speicheldrüsen des Körpers betrifft, eine verminderte Tränenflüssigkeitsproduktion beobachtet. Des Weiteren kann die Tränendrüse bei Krankheiten wie Tuberkulose, Syphilis oder Leukämie in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wie können trockene Augen behandelt werden?
Die Behandlung von trockenen Augen kann sowohl medikamentös als auch durch von außen eingebrachte Flüssigkeiten, Salben als auch Gele erfolgen. Die Beseitigung äußerer Risikofaktoren sollte während der Therapie ebenso angeraten werden, wie die ausreichende Versorgung des Auges mit frischer Luft. Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es:
- Ausreichende Spaziergänge an der frischen Luft
- Vermeidung von Überlastungen des Auges am PC
- Tränenersatzmittel in Form von Augentropfen oder Augen-Gel
- Verbesserung der Tränendrüsen-Funktion durch lipidhaltige Tränenersatzmittel
- Ersatz des Tränenfilms durch fetthaltige Salben
- Blephasteam Wärmebrille
- Entzündungshemmende Androgene
Wie Sie sehen, kann die Behandlung trockener Augen auf vielfältige Art und Weise erfolgen. Es ist dringend anzuraten, bei Beschwerden am Auge oder der damit verbundenen Physiologie, einen Augenarzt zu konsultieren. Gerade in der Nacht kann die Hornhaut mit geeigneten Salben regeneriert und die Verletzung der obersten Schicht durch ein zu trockenes Auge verhindert werden. Neben der regelmäßigen Lüftung beheizter Räume sollte bei der Diagnose eines trockenen Auges ebenfalls auf die Benutzung einer Klimaanlage verzichtet werden. Des Weiteren sollte das Auge sowohl vor Wind als auch dem starken Sonnenlicht durch geeignete Schutzbrillen, wie der Sonnenbrille, geschützt werden.